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Oasenkultur Soers                       Hans-Karl Rouette, Sprecher des Soerser Forums

 

 

Geht man zur Erbauung rund um die Lousbergkuppe, dann zeigt sich die Stadt Aachen als Kessel, der sich in weitem Bogen rund um Salvator- und Lousberg schwingt und mit Stadtkultur intensiv ringsum entwickelt ist. Nur Teile der Soers zeigen sich als Grünland im Osten des Lousbergs oasenartig am Fuß der Buchenallee bis zur Berensberger Höhe als Talsenke, begrenzt durch die beiden Obeliske auf dem Lousberg und „Am Blauen Stein“ im Pauliner Wäldchen. Ungeachtet des Verkehrslärms aus der Autobahnmulde gibt es in dieser Oase Soers zwei Orte zum Träumen, die im Jahr 2017 Schauplatz bewegender Ereignisse wurden: Das Soerser Haus am Sonnenweg und der Zwei-Weiher-Weg bei Sartorius. 

 

 

Historische Kernkultur Soerser Haus am Sonnenweg

Beidseits der Autobahn A4 verläuft der Sonnenweg als wichtige Landwirtschafttrasse vom Ferberberg zum Soerser-Weg-Berg. Gut Sonne, am Südhang der Autobahn mit fantastischem Blick auf die Soers zwischen dem bestens renovierten Haus Linde und dem Soerser Haus gelegen, ist neuerdings durch Privatinitiative Ursprung einer wieder aufgeblühten Diskussion über die Art der Verkehrsgestaltung auf dem Sonnenweg geworden: Abpollern? Schleichverkehr unterbinden? Einbahnstrasse? Traktorverkehr und Fußweg fördern durch eine Erweiterung mit Buschwerkabtrennung? Anliegerverkehr kontrollieren? – Offenbar ist die Politik gewillt, den bisher bewährten Status des Gleichklangs von Fußgängern und Traktorverkehr aufrecht zu erhalten und so auszubauen, dass ein weiteres gutes Miteinander gewährleistet sein wird.

Ebenso unterstützt die Politik Bemühungen der Privatbesitzer vom Soerser Haus, den offiziellen Status der Nutzung dieser Burg für Ritterspiele auf dem umliegenden Gelände und die weitere Sanierung des Burggebäudeinneren als behördliche Zustimmung zur „Heilung“ früherer „Bausünden“ der Vorbesitzer nachträglich genehmigt zu erhalten. Es ist nämlich bewundernswert, was die neuen Eigner der Burg mit enormem persönlichem Einsatz und hohen finanziellen Bemühungen schon im Sinne des Zugangs der Öffentlichkeit zum Soerser Haus, der jahrzehntelang verwehrt war, erreicht haben. Dieser Ursprung der historischen Entwicklung der Soerser Kulturlandschaft muss als Zentrum der Soers erhalten bleiben und kann sinnvoll der Soerser Brauchtumspflege dienen.

 

Geschichtsträchtige Industriekultur am Zwei-Weiher-Weg bei Sartorius

Vom Tuchwerk am Strüver Weg führt ein bis zu seiner Hälfte bestens sanierter Fußweg von Westen nach Osten entlang des Wildbachs abwärts in Richtung auf Gut Kuckesrath zu, um dann bei einer historisch bedeutenden Wasserschleuse im rechten Winkel nach Norden auf einen Dammweg zwischen zwei Stauweiher zur ehemaligen, unter Denkmalschutz stehenden Textilfabrik Sartorius abzubiegen, die als rotes Ziegelgebäude aus dem 19. Jahrhundert 2017/2018 innen und außen kostenaufwendig saniert wird, um jegliches Wasser aus dem Anwesen zwecks moderner Nutzung fern zu halten.

Der Nordweiher als jüngeres Wasserbauwerk wurde zu ELSA-Zeiten (um 1990) grundsaniert und ist heute von 10 Angelsportlern genutzt. Der historisch ältere Südweiher verkam nach ELSA-Zeiten zu einem Auenwald, der zu beliebtem Wohngebiet mancher Tierwelt aller Art gedieh. An diese beiden Weiher knüpft so mancher Ursoerser seine Kind- und Jugenderinnerungen.

Seit einiger Zeit erkennt man am Verbiss der Bäume im Auenwald, dass wohl neben schon lange dort lebenden Bisamratten und wohl auch Nutrias jetzt ebenfalls wahrscheinlich Biber dort leben, die streng artengeschützt sind. Diese Arten von Nagern zeichnet ihre Nachtaktivität aus, weshalb eine Inaugenscheinnahme schwierig ist.

Bisamratten erreichen auf den Hinterpfoten stehend nur eine Größe von 50 cm, wobei sie ausgewachsen 0,5 – 1,8 kg wiegen und einen vertikal abgeflachten, etwa 30 cm langen Schwanz sowie 5-zehige Hinterfüße mit wenig Schwimmhautfalten zwischen den Zehen aufweisen. Nutrias wachsen zu einer Körperlänge (ohne den 50-60 cm langen Schwanz gemessen) von etwa 1m und zu einem Gewicht von 3-9 kg heran und zeichnen sich an den Hinterfüßen durch einen frei stehenden Zeh neben 4 intensiv durch Schwimmhäute vernetzten Zehen aus. Bei Bibern sind alle Hinterfuß-Zehen  (mit gespaltenen Nägeln) durch Schwimmhäute intensiv verbunden, während der etwa 50-60 cm lange Schwanz flossenartig, beschuppt, horizontal flach gebaut als Paddel dient; Biber erreichen eine Körpergröße (stehend ohne Schwanzflosse gemessen) von etwa 1,30 m bei einem Gewicht von 18-45 kg.

Wie auch immer 8 Löcher im Dammweg zwischen den beiden Weiher entstanden sind, sah sich der Stadtbetrieb als ausführendes Organ des Wegeinhabers Stadt Aachen gezwungen, den Weg in 2017 wegen Verkehrsgefährdung zu schließen.

Das Umweltamt der Stadt Aachen hat Ende 2017 dem Soerser Forum auf dessen Nachfrage die folgende Information zukommen lassen, die in allen Soerser Bürgern die Zuversicht stärkt, dass der Zwei-Weiher-Weg 2018 wieder begehbar sein wird: Nach Dank für die Initiative des Soerser Forums, die Beteiligten an einer Lösung des Problems des nicht mehr verkehrssicheren Weges zwischen den beiden Weihern am ELSA-Gelände zu einem Gespräch am Runden Tisch zusammenzubringen, geht Elmar Wiezorek auf die Frage einer Störung des Bibers als europäisch geschützte Art ein, was allerdings nur ein Teilaspekt der nach § 44 Bundesnaturschutzgesetz zu klärenden Fragestellungen war. Diese Prüfung ist dahingehend abgeschlossen, dass eine Sanierung des Dammes und des Weges mit den Artenschutzbelangen vereinbar ist. „Vor diesem Hintergrund steht aus Sicht der Stadt Aachen einer Sanierung nichts mehr im Wege. Die Details hierzu werden in Kürze zwischen dem Fachbereich Umwelt und dem Aachener Stadtbetrieb abgestimmt“. – Diese Oase als Herzstück der Soers wird also in Zukunft dem Genuss der Wanderer auf diesem Zwei-Weiher-Weg wieder zur Verfügung stehen und so den uralten Kirchweg Haaren-Laurensberg wieder zugänglich machen.